Unser Geschäftsmodell ist schon auch aktionistisch.

Daniel Sperl | Klimabohne



Daniel Sperl und seine Partnerin Carolina Osorio Rogelis von der Klimabohne meinen es ernst: Für sie muss ein Geschäftsmodell einerseits die involvierten Menschen wertschätzen und darf andererseits keinesfalls der Umwelt schaden. Deshalb kommen ihre Kaffeebohnen aus ökologischem Schattenanbau eines kolumbianischen Kleinbauern-Kollektivs und werden per Segelboot über den Atlantik geschippert. Die „Last Mile“ bewältigen sie mit Muskelkraft auf dem Lastenfahrrad.

Ihr bei der „Klimabohne“ habt bei eurem Kaffee die gesamte Wertschöpfungskette im Blick. Beginnen wir beim Ursprung: Woher genau kommt der Kaffee?
Unser Kaffee kommt zu 100 % aus Kolumbien, aus dem kleinen Dorf El Cairo an der westlichen Andenkette. Mit der Region verbindet uns seit ca. acht Jahren eine Partnerschaft, ursprünglich im Rahmen eines Umweltschutz-Projektes mit dem Klimabündnis Vorarlberg.
Im Zuge dieser solidarischen Kooperation hat sich die Idee ergeben, dass man die Produkte von den Mitgliedern der lokalen Umweltschutz-Organisation direkt aus dem Ort nach Österreich exportiert.

Was war Ihre persönliche Motivation, sich mit so herausfordernden Themen wie „fairer Kaffee-Handel“ und „klimaneutraler Transport“ auseinanderzusetzen und Ihre eigene Firma zu gründen?
Den ersten Schritt des Kaffee-Exportes habe ich noch als Teil der Vereinsarbeit beim Klimabündnis gestartet. Da hat mich vor allem motiviert, dass man damit Partner konkret unterstützen kann und dass man zeigen kann, was in so einer solidarischen Partnerschaft im Rahmen des Klimaschutzes möglich ist. Und dann bin ich mit diesem ersten Export gleichzeitig in die Selbständigkeit gepurzelt. Es war nicht unbedingt so geplant und ist eine Mischung aus unternehmerischem und aktivistischem Denken.

Gleichzeitig war klar, dass der Transport von Kaffee aus einem Anbau, der die Klimaschutz-Thematik im Fokus hat, ebenfalls unter diesem Thema organisiert werden muss, sonst fehlt etwas in der Kette. Wir haben intensiv nach alternativen Transportmöglichkeiten gesucht und schließlich die Möglichkeit entdeckt, die Kaffeebohnen mit Segelschiffen klimaschonend zu transportieren.

Sie haben also beim Transport keine CO2-Emissionen?
Da bin ich sehr kritisch, der Kaffee muss ja zum Hafen und dann auch zum Röster kommen, aber natürlich haben wir den Transport so CO2-schonend wie möglich organisiert.

Den fertigen Kaffee liefern Sie in Innsbruck und Umgebung und vom Standort in Vorarlberg mit dem Lastenfahrrad. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Wir sind ein kleines Unternehmen und haben als solches einen geringen CO2-Ausstoß was den Unternehmens-Carbon Footprint betrifft. Beim Fußabdruck des Produktes weiß man mittlerweile aber, dass auch die berühmte „Letzte Meile“ ganz viel ausmachen kann. Wenn man wie wir beim Transport über den Atlantik ganz bewusst auf den Segelschiff-Transport setzt, dann will man auch bei der Verteilung des Produktes unnötigen CO2-Ausstoß vermeiden.
Hier kommt wieder unser aktionistisches Element ins Spiel. Die Klimabohne hat ja so angefangen, dass wir den Kaffee sogar vom Segelschiff mit dem Lastenfahrrad abgeholt und bis nach Österreich gebracht haben. Das Lastenfahrrad ist daher so was wie ein Markenzeichen von uns.

Von der Menge her ist die Fahrrad-Abholung vom Hafen in Amsterdam jetzt nicht mehr machbar. Unser nächster Meilenstein wird sein, die Menge so weit zu steigern, dass wir einen Zugtransport sinnvoll organisieren können. Aber nichtsdestotrotz ist uns besonders wichtig, dass auf der letzten Meile das Lastenrad die große Rolle spielt.

Welche Herausforderungen kommen in nächster Zeit auf Euch zu?
Wir müssen auch als sehr kleines Unternehmen ein bisschen weiter wachsen damit wir gewisse Abläufe effizienter organisieren können. Die Herausforderung wird sein, die derzeitige Logistik in der Endauslieferung rein mit dem Lastenfahrrad zu bewältigen. Da braucht es Körperkraft, es ist von den Platz-Kapazitäten her beschränkt – trotzdem wollen wir das hochskalieren auf größere Mengen.

Wo sehen Sie Hebel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft?
Persönlich wäre mir am wichtigsten, dass alle politischen Instrumente der Kostenwahrheit genutzt werden, ganz konkret in Bezug auf Lebensmittel. Der Kaffee hat weltweit einen sehr hohen Handelswert. Er legt enorm weite Wege zurück und bereits im Anbau gibt es massive Unterschiede in der CO2-Bilanz zwischen pestizid-bespritzten Monokulturen und agro-ökologischem Schattenanbau wie es bei der Klimabohne der Fall ist.

Wenn man das Thema Kostenwahrheit in die Hand nimmt und die Produkte richtig bepreist, dann wird auch ein Produkt wie die Klimabohne nicht mehr so teuer erscheinen. Dann wird nicht nur den Idealisten und denjenigen, denen der Kaffee besonders gut schmeckt, der Griff zu diesem Kaffee leichtfallen. Aber solange die Förderungen nach wie vor in die falschen Kanäle fließen und damit die große, erdölbasierte Landwirtschaft gefördert wird, solange ist es ein Nischenprodukt.


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