6. Weltklimabericht:
Dringender Handlungsbedarf.


Seit sichtbar wurde, dass die Erderwärmung global große Probleme verursachen wird, veröffentlicht der Weltklimarat IPCC regelmäßig globale Weltklimaberichte. Von Bericht zu Bericht wurden die Ursachen und Folgen der Erderwärmung wissenschaftlich konkreter dargestellt. So deutlich wie im 6. Berichts des Weltklimarates  wurde allerdings noch nie auf die Folgen der Erderwärmung und die Risiken des Nichthandelns hingewiesen. Auch Europa ist stark betroffen.
 
Der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) der UNO präsentiert alle sechs bis sieben Jahre einen Sachstandsbericht zum Stand des Wissens in Sachen Klimawandel. Die Autoren betreiben dafür keine eigene Forschung, sondern fassen die weltweiten Forschungsergebnisse zusammen. 721 unabhängige Expertinnen und Experten aus 90 Ländern arbeiten in den Kernteams der drei Arbeitsgruppen für die Erstellung des großen Sachstandsberichts (AR6) zusammen.

 

Klimawandel: Wo wir aktuell stehen.

Der erste Teil des 6. Weltklimaberichtes macht deutlich: Die Welt steuert auf ein Überschreiten des Ziels von maximal 1,5 Grad Erwärmung bereits in den 2030er-Jahren zu. Bei derzeitigem Kurs wird bis zum Ende des Jahrhunderts eine mittlere Erwärmung von mehr als drei Grad erreicht. Verhindert werden kann die Verfehlung des 1,5-Grad-Ziels nur noch, wenn die Treibhausgas-Emissionen ab sofort deutlich absinken. Geschieht das bis zur Mitte des laufenden Jahrzehnts nicht, dürfte auch die Marke von maximal 2 Grad Erwärmung nicht mehr zu halten sein.

Die Frage nach der Ursache ist geklärt.
Die Ursache der Erderwärmung ist inzwischen eindeutig geklärt. "Der menschliche Einfluss auf das Klimasystem ist unbestreitbar", sagt Valerie Masson-Delmotte, Co-Vorsitzende der IPCC-Arbeitsgruppe I, die den Bericht erstellt hat. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre sind laut dem Weltklimabericht inzwischen höher als zumindest in den vergangenen 2 Millionen Jahren. Der seit 1750 beobachtete Anstieg der atmosphärischen CO2- und Methan-Konzentration verlief "bei Weitem rascher" als in irgendeiner anderen Zeitspanne der vergangenen 800.000 Jahre, die durch die Analyse von Eisbohrkernen rekonstruiert werden kann. Die globale Temperatur ist seit 1970 schneller angestiegen als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in den vergangenen 2000 Jahren. Und: Die Durchschnittstemperaturen der jüngsten Dekade (2011 bis 2020) waren zumindest in den vergangenen 125.000 Jahren niemals so hoch.

Zwischen der steigenden CO2-Konzentration und den steigenden Temperaturen besteht laut Bericht "ein beinahe lineares Verhältnis". Pro 1000 Gigatonnen Treibhausgaseintrag in die Atmosphäre dürften die Werte im globalen Schnitt um etwa 0,45 Grad Celsius steigen. Die einzige Lösung liegt für die Forscher auf der Hand: "Das Klima zu stabilisieren wird starke, rasche und nachhaltige Reduktionen beim Treibhausgas-Ausstoß erfordern", sagt Co-Vorsitzender Panmao Zhai.

Künftige Emissionen sind entscheidend.

Wie dramatisch Veränderungen sein werden, hänt davon ab, wieviel Emissionen in den nächsten Jahrzehnten ausgestoßen werden.

 

Zusammenfassung des 1. Teiles des Berichtes für politische Entscheidungsträger.

Milliarden Menschen sind betroffen.

Die Auswirkungen des Klimawandels werden schneller spürbar und bedrohen zahlllose Menschen in ihrem Lebensraum. Im zweiten Teil des 6. Weltklimaberichtes wird aufgezeigt, dass die Versorgung mit Nahrungsmittel und Wasser zunehemend zum Problem wird.

Der zweite Teil des sechsten Weltklimaberichts legt das Hauptaugenmerk auf die Verwundbarkeit der Menschheit durch den Klimawandel. Schon jetzt zeigt die Erderwärmung in Form von Extremwetter, Hitze-Rekorden oder Wassermangel. Laut Bericht wird jeder dritte Mensch von den Folgen der globalen Erwärmung betroffen sein. Und der richtige Zeitpunkt für die Anpassung ist nicht irgendwann, sondern jetzt, so der Weltklimarat IPCC im zweiten Teil seines Bericht.

Eine ernsthafte Bedrohung.
Laut Bericht hat bereits jetzt die globale Erwärmung Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen durch Extremwetter in vielen Erdregionen häufiger werden lassen. Vor allem in Asien, Afrika, Lateinamerika und kleinen Inselstaaten haben dadurch Millionen von Menschen Probleme mit der Wasser- und Nahrungsversorgung bekommen. Insgesamt sind laut dem Report rund 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen durch die Folgen der Erhitzung hochgradig in ihren Lebensumständen bedroht. Stark betroffen sind die Städte, in denen bis 2050 rund die Hälfte der Weltbevölkerung leben wird. Die steigenden Temperaturen machen die Metropolen vor allem in ärmeren Weltregionen zu Hitzeinseln bis über die Grenzen der menschlichen Belastbarkeit hinweg.

Auf dem Land konfrontiert die rasante Wärmeentwicklung Pflanzen und Tiere binnen kurzer Zeit mit Bedingungen, die es für sie zumindest seit Zehntausenden Jahren nicht gegeben habe, konstatieren die Forscher. Die Arten wandern in der Folge weiter in Richtung der Pole bzw. in tiefere Ozeanschichten. Bei den Meereslebewesen beobachten die Forscher ein Ausweichen in Richtung der kühleren Habitate im Norden und Süden um durchschnittlich 59 Kilometer pro Dekade. Arten, denen eine solch rasche Reaktion nicht möglich ist, sterben aus. Die gesamten Vegetationszonen des Planeten verschieben sich rascher, als Gesellschaften reagieren können.

Schwindende Agrarflächen.
Diese Trends haben Auswirkungen auf das globale Nahrungsmittelnetz. Selbst bei einem Einhalten der Pariser Klimaziele rechnen die Experten damit, dass acht Prozent der heutigen Agrarflächen bis zum Jahr 2100 unbrauchbar sein werden. Afrikas tropische Regionen dürften 3 bis schlimmstenfalls 41 Prozent ihrer Fischereiausbeute verlieren. Die Folgen könnten dramatisch sein, zumal der Fischfang bislang für ein Drittel der Afrikaner wichtigste Proteinquelle ist und den Lebensunterhalt für 12,3 Millionen Menschen sicherstellt.

Steigt die globale Erwärmung auf 2 Grad über vorindustrielles Niveau, werden nach den Szenarien der Forscher 800 Millionen bis 3 Milliarden Menschen mit Wasserknappheit konfrontiert sein. Bei vier Grad Erwärmung wären bis zu 4 Milliarden Menschen betroffen.


Folgen für Europa.
Der 6. Weltklimabericht legt erstmals einen starken Fokus auf die Regionen der Erde. Für Europa (mit Ausnahme der Mittelmeerregion) erwarten die Forscher bei einem weltweiten Temperaturanstieg von mehr als 1,5 Grad Celsius unter anderem die Zunahme extremer Niederschlagsereignisse und Überschwemmungen in den Einzugsgebieten von Flüssen.

Für die Mittelmeerregion bleibt zunehmend der Regen aus. Es bilden sich noch günstigere Bedingungen für Feuer.

Mitteleuropa dürfte es vor allem mit lange anhaltenden Trockenphasen unterbrochen von Flutereignissen zu tun bekommen.

Österreich drohen laut Zentralanstalt für Meteorologie ohne weltweiter Trendumkehr bis zum Ende das Jahrhungerts mindestens 5° mehr. Die Zahl der jährlichen Hitzetage mit mehr als 30 Grad würde dann auf durchschnittlich 40 und in besonders heißen Jahren sogar auf 60 bis 80 steigen, die Gefahr von Dürren würde extrem zunehmen.

Zusammenfassung des 2. Teils des Berichts für politische Entscheidungsträger

Schnelles Handeln ist dringend notwendig.

Die Forscher des dritten Teiles des Weltklimaberichtes weisen darauf hin, dass die Pariser Klimaziele nur noch erreichbar bleiben, wenn die globalen Treibhausgasemissionen "allerspätestens" ab dem Jahr 2025 zu sinken beginnen. Geschieht das nicht, dürfte der Zug für das Ziel, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 und möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, abgefahren sein. Ohne "sofortige und tiefgreifende Emissionsreduktionen in allen Sektoren" sei es unmöglich, die Pariser Klimaziele einzuhalten.

Um das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten, müsste der weltweite Treibhausgasausstoß bis 2030 um 43 Prozent sinken. Für das 2-Grad-Ziel ist laut den Forschern bis 2030 eine Reduktion von rund einem Viertel der Emissionen erforderlich. Spätestens in den frühen 2050ern (1,5-Grad-Ziel) bzw. in den 2070ern (2-Grad-Ziel) muss zudem der weltweite CO2-Ausstoß bei netto Null liegen, darf also nicht mehr Treibhausgas in die Atmosphäre eingebracht werden, als die Biosphäre des Planeten wieder aufnehmen kann.

Die Handlungsmöglichkeiten.
Die Handlungsmöglichkeiten sind weitgehend bekannt und werden auch wissenschaftlich bestätigt.

Nötig für den Stopp des Klimawandels ist laut den Autoren,
- den Einsatz von Öl, Kohle und Erdgas substanziell zu reduzieren
- Energiesysteme elektrifizieren
- die Energieeffizienz voranzutreiben
- alternative Brennstoffe wie Wasserstoff einzusetzen
- Städte kompakt und fußgängerfreundlich gestalten und mit elektrifizierten Transportmitteln ausstatten
- im Gebäudesektor der Umstieg auf  Null-Energie- und Null-Emissions-Gebäuden
- Bereich der Industrie ein effizienterer Materialeinsatz, stärkere Wiederverwendung und höheren Recyclinganteilen von Produkten

Um die Erderwärmung aufzuhalten, wären demnach vor allem große Anstrengungen im Energiesektor erforderlich: Einerseits wäre es nötig, weniger bis gar keine fossilen Brennstoffe zu verwenden. Andererseits müsste eine erneuerbare Elektrifizierung stattfinden. Auch die Industrie ist betroffen. Sie ist weltweit für etwa ein Viertel aller globalen Emissionen verantwortlich. Hier auf eine Null bei den CO2-Emissionen zu kommen, stellt eine Herausforderung dar, und wird wahrscheinlich auf neuen Produktionsprozessen, der Verwendung von erneuerbaren Energien, grünem Wasserstoff sowie noch spekulativen Methoden zur Entnahme von Treibhausgasen aus der Atmosphäre basieren.

Mehr Initiative bei Anpassungsmaßnahmen
Neben dem Vermindern der Treibhausgasemissionen sollen Anpassungsmaßnahmen entwickelt werden, um den veränderten Bedingungen gerecht zu werden. Diese Anpassung werde lt. Klimabericht bislang in allen Regionen der Welt vernachlässigt. Am schlechtesten vorbereitet seien die meisten Entwicklungsländer und das obwohl historisch am wenigsten zum Treibhausgas-Problem beigetragen haben.  

Der globale Artenverlust verschärft das Klimaproblem zusätzlich. Die Ökosysteme des Planeten können der Atmosphäre mehr Kohlenstoff entziehen, als sie ausstoßen. Heizt sich die Welt bis Ende des Jahrhunderts allerdings um 4 Grad auf, ist jede zweite Pflanzen- und Tierart des Planeten bedroht.

Finanzierung der Klimawende.
Finanziell sei die weltweite Wende bei den Emissionen machbar, heißt es im Bericht. Um zumindest das 2-Grad-Ziel zu gewährleisten, müssten die einschlägigen Finanzflüsse in den Klimaschutz bis 2030 allerdings um den Faktor drei bis sechs in die Höhe geschraubt werden. Um diese Investitionslücken zu schließen, sei global jedenfalls ausreichend Finanzkapital vorhanden. Die Mittel entsprechend umzuleiten, würde der weltweiten Wirtschaftsleistung bis zur Mitte des Jahrhunderts einige Prozentpunkte an Wachstum nehmen. Gegengerechnet mit den solcherart verhinderten Klimaschäden, dürfte die Bilanz aber anders aussehen, halten die Autoren fest.

Zusammenfassung des 3. Teiles des Berichtes für politische Entscheidungsträger.

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