Die Wirtschaft sollte sich trauen, das große Ganze zu sehen.



Erich Steindl, GF Druckerei Janetschek


Die Druckerei Janetschek gilt als Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit. Durch ihr Projekt „Klimaneutral durch Humusaufbau“ ermöglicht sie für ihren CO2-neutralen Druck den CO2-Ausgleich in der Region. Am Firmenstandort im Waldviertel schafft GF Erich Steindl und sein Team mit großem Engagement eine beeindruckende WIN-Situation für alle Beteiligten.

Die Druckerei Janetschek ist in der Branche als besonders nachhaltig agierendes Unternehmen bekannt und hat bereits zahlreiche Auszeichnungen bekommen. Was hat dazu geführt, dass Sie sich schon so früh mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt haben?
Das hat mit dem persönlichen Interesse von Christian Janetschek begonnen, dem Mehrheitseigentümer und ehemaligen Geschäftsführer der Druckerei Janetschek. Bereits 2003 wurde die Druckerei mit dem Österreichische Umweltzeichen zertifiziert, dem aus meiner Sicht wichtigsten österreichische Öko-Gütesiegel. Dieses Siegel ist bei unseren Kunden auf großes Interesse gestoßen und da haben wir bemerkt, dass Nachhaltigkeit ein Zukunftsthema ist.   

Welche ersten Maßnahmen haben Sie umgesetzt?
Wir haben mit der Umstellung auf Ökostrom begonnen. Dann haben wir auf chemielose Druckplatten umgestellt und als nächsten Schritt den Betrieb nach FSC und PEFC zertifiziert. Das sind Papierzertifizierungen, die garantieren, dass der Rohstoff aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Hier wird unter anderem sichergestellt, dass regelmäßig aufgeforstet wird, es keine Kinderarbeit gibt, Arbeitnehmerrechte eingehalten werden usw. Diesen Weg, Nachhaltigkeit ganzheitlich zu sehen, gehen wir seither Schritt für Schritt konsequent weiter.   

Die Druckerei Janetschek bietet klimaneutralen Druck an?
Ja, das war ein besonders wichtiger Schritt für uns. Wir berechnen die CO2-Emissionen unserer Produkte und haben diese zu Beginn über nationale und internationale Projekte ausgeglichen. Damit konnten wir klimaneutralen Druck anbieten. Unsere Kunden sind jedoch sehr anspruchsvoll und wollten ganz genau wissen, wo und wie das Geld eingesetzt wird, dass sie für den Ausgleich zahlen. Das hat den Anstoß gegeben, uns auf die Suche nach regionalen Projekten zu machen. Bei der Recherche ist unser Verkaufsleiter Manfred Ergott auf die Ökoregion Kaindorf in der Steiermark gestoßen. Dort wird CO2 durch Humusaufbau ausgeglichen.

Anstatt dieses vorhandene Projekt zu nutzen, sind Sie noch einen Schritt weitergegangen.
Ja, wir waren begeistert und haben uns entschlossen, dieses spannende Projekt unter dem Namen „Klimaneutral durch Humusaufbau“ ins Waldviertel zu holen. Humusaufbau bedeutet, den Humusanteil in der Erde zu erhöhen, der durch die konventionelle Landwirtschaft sehr niedrig ist und so CO2 im Boden zu binden. Das spannende sind die Synergien, die sich dabei ergeben: Durch den CO2-Ausgleich ist es möglich, Landwirten bei ihrem Umstieg auf biologische Landwirtschaft zu unterstützen. Dadurch wird der Boden besser, es wächst mehr und ein gesunder Boden kann sich besser gegen starke Dürre- oder Starkregenphasen schützen. Zum anderen wird CO2 gebunden und es gibt weniger Abschwemmungen, das hilft der Region und den Menschen, die hier leben. Unsere Kunden können zu Recht stolz darauf sein, an diesem Projekt durch ihre Ausgleichszahlungen mitzuwirken. Denn letztendlich haben alles etwas davon: Die Natur, die Landwirte, die Menschen in der Region, die Kunden und wir als Druckerei.

Das geht weit über die Aufgaben einer Druckerei hinaus. Was motiviert Sie?
Ich denke es ist wichtig, dass man sich als Wirtschaft traut, nicht nur seinen Micro-Kosmos zu sehen, in unserem Fall die kleine Druckerei, die ihr Produkt herstellt. Wenn man wirklich dazu beitragen will, den Kindern eine gesunde Umwelt zu hinterlassen, muss man das große Ganze sehen und sich Fragen stellen: Wo gibt es Synergien? Wo gibt es passende Projekte? Wie haben möglichst viele etwas davon? Oder auch unternehmensspezifisch: Wie kann ich meine Kunden über Recyclingpapier oder CO2-Ausgleich beraten und über die Vorteile, die er davon hat. Natürlich ist das oft etwas abstrakt, aber man muss sich halt drüber trauen.  

Wie haben Sie Ihre Handlungsfelder für nachhaltige Aktivitäten identifiziert?
Für uns war das Wichtigste, ein Umweltmanagement-System nach EMAS im Betrieb zu implementieren. Dieses ermöglicht uns eine ganzheitliche Sicht auf den Betrieb, dabei werden alle Bereiche sehr detailliert und objektiv analysiert. Wir haben uns beispielsweise verpflichtet, alle drei Jahre einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht aufzulegen. In den Jahren dazwischen publizieren wir eine Umwelterklärung.

In diesem Nachhaltigkeitsbericht kann unser Geschäftsumfeld sehr detailliert nachlesen, wie unsere Nachhaltigkeitsstrategie aussieht, welche Aktivitäten wir setzen und welche Ziele wir haben. Die Definition der Ziele ist auch gleichzeitig Teil der Strategie, wie etwa „Wir wollen bei gleichbleibendem Strombedarf mehr produzieren“, oder „Wir wollen bei gleichbleibender Produktion den Recycling-Anteil erhöhen“.

Genaue Aufzeichnungen führen über die Jahre zu einer ausgezeichneten Dokumentation. Dadurch wissen wir im Detail, wo wir stehen. Wir wollen ehrlich und authentisch sein, unsere Prozesse nachvollziehbar machen und transparent darstellen. Im Waldviertel zählt noch die Handschlagqualität und so führen wir auch unseren Betrieb. Natürlich ist es wichtig, dass unsere Aktivitäten von unseren Kunden auch anerkannt werden. Zum Glück ist das so.

Sie haben viel Erfahrung. Glauben Sie, dass die von der EU angekündigte Transformation der Wirtschaft realistisch ist?
Wir leben in einer globalisierten Welt, in der es einen Wettbewerb zwischen Amerika, China und Europa gibt. Schon seit vielen Jahrzehnten wird vieles außerhalb von Europa produziert. Die Arbeitskosten in Europa sind höher als anderswo. Jetzt soll die Wirtschaft in Europa als erstes höheren Nachhaltigkeitsstandards entsprechen. Damit wird die Produktion teilweise noch aufwändiger. Es stellt sich die Frage, ob Europa diesen Weg durchhält.  

Dazu muss man allerdings sagen, dass sich im innereuropäischen Markt sehr viel tut. Die Corona-Krise treibt Digitalisierung und Ökologisierung voran und der Green Deal wird diesen Trend noch beflügeln. Entscheidend wird jedoch sein, dass wir es schaffen, die ganze Welt ins Boot zu holen.


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