Eine nachhaltige Entwicklung hängt von jedem Einzelnen ab.



Paul Kolarik/Bio-Restaurant Luftburg im Wiener Prater


Paul Kolarik betreibt mit der Luftburg im Prater das weltweit größte Restaurant mit Biergarten, das 100 % Bio-Qualität bei Speisen und Getränken anbietet. Wie wir in Zukunft leben, hängt für ihn von jedem Einzelnen ab.

Sie haben das Restaurant Luftburg im Wiener Prater vor kurzem von Ihrer Mutter übernommen. Was ist Ihr persönlicher Zugang zu Nachhaltigkeit?
Mein persönlicher Zugang ist ein ganz einfacher. Ich sehe, dass wir, global betrachtet, in den letzten Jahrzehnten extrem viele Ressourcen verschwendet haben. Mittlerweile gibt es jedoch ein großes Bewusstsein dafür, dass unser Planet einzigartig ist und wir nicht auf einem Planeten B wieder neu anfangen können. Wir sind gezwungen, mit den Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, gut hauszuhalten. Ich bin selber Vater von drei Kindern, ich möchte meinen Kindern eine lebenswerte Erde hinterlassen und mit unserem unternehmerischen Handeln einen kleinen Beitrag dazu leisten.

Glauben Sie, dass Ihre Bemühungen beim Thema Nachhaltigkeit von den Kunden honoriert werden?
Grundsätzlich Ja. Wir haben ja schon vor zwei Jahren auf 100 % Bio bei unserem Speisenangebot umgestellt und durch die Bank viel positives Feedback bekommen. Was ich auch bemerkt habe ist, dass die Menschen, denen wir von unserer Umstellung auf 100 % Bio erzählt haben, uns sehr ermutigt haben, diesen Weg zu gehen. Nahezu alle haben gemeint, dass sie gerne bereit wären, auch höhere Preise für eine biologische Stelze zu zahlen.   

Sprechen Sie mit Ihrem Konzept speziell Familien an?
Wir haben mit der Luftburg schon immer einen Familienschwerpunkt gehabt. Aufgrund der Größe unseres Betriebes - wir haben allein im Garten 850 Sitzplätze - sprechen wir im Prinzip alle Menschen an. In dieser Dimension ist es gar nicht möglich auf eine kleine Zielgruppe zu setzen.

Mit dem Umbau 2021 schauen wir ganz bewusst darauf für Familien noch attraktiver zu werden. Wir haben den Innenbereich völlig neu gestaltet und aus einem Wintergarten für ca. 40 Personen ein großes Kinderspiel-Zimmer gemacht. Es ist uns wichtig, ein Anlaufziel für Familien zu sein. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass man mit Kindern dorthin geht, wo sie sich gut beschäftigen können.  Die Luftburg soll zu den Top drei Restaurants gehören, wo Familien mit Kindern hingehen.  

Bei Ihrem Weg in Richtung Nachhaltigkeit sind Sie auch beim Klimaschutz aktiv. Welche Maßnahmen haben Sie bereits umgesetzt?
Zum einen haben wir eine Photovoltaik-Anlage auf unserem Dach. Wir sagen immer zum Spaß, dass wir zumindest unser Bier mit unserem eigenen Strom und damit CO2-neutral zapfen. Ansonsten verwenden wir Öko-Strom aus 100 % Wasserkraft von der Wien Energie auf. Bei unseren Kühlhäusern setzen wir auf Wärmerückgewinnung damit die Energie, die hier erzeugt wird, nicht unnötig verpufft. Zusätzlich setzen wir Schritt für Schritt auf E-Mobilität und haben entschieden, dass ab sofort jedes neue Fahrzeug ein E-Fahrzeug sein wird. Drei E-Fahrzeuge sind derzeit bereits im Einsatz.

Wir setzen aber auch weitere Maßnahmen zur Treibhausgas-Reduktion. Beispielsweise wird unser Speiseöl zu Bio-Diesel verarbeitet, damit haben wir allein im Jahr 2020 14.000 kg CO2 eingespart. Beim derzeitigen Umbau wurde auf natürliche Materialien wie Holz und Stoff geachtet und wenig synthetische Materialen verwendet.

Sie sind dafür bekannt, dass Sie auch in Ihrer Wertschöpfungskette auf Klimaschutz achten.
Unser Zugang ist folgender:  Wir sind jetzt 100 % Bio, das ist ein absoluter Meilenstein für uns. Als nächsten Schritt werden wir die Wertschöpfungskette weiterhin verbessern. Wir schauen, dass unsere Lieferanten bei den Verpackungen möglichst wenig und abbaubares Material verwenden und dass die Herkunft unserer Zutaten noch regionaler wird. Es ist dort und da noch nicht möglich, auf 100 % Österreich zu setzen.
Unser Ziel ist jedoch: Regional aus Österreich, gegebenenfalls aus den Nachbarländern bzw. bei Bananen, Kaffee & Tee nur FairTrade. Auch hier haben wir schon viel umgesetzt.

Was sind für ein Restaurant die größten Herausforderungen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit?
Wir sind hier sehr abhängig von den Produzenten und Zulieferern. Wir konnten schon sehr viel bewirken und haben Partner gefunden, die diesen Weg mit uns gehen. Wichtig ist, dass die Wertschöpfungskette miteinander funktioniert, es müssen alle erkennen, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit ist. Das ist ein Spiel, das man nur gemeinsam gewinnen kann.

Was könnte diese Entwicklung weiter vorantreiben?
Wichtig wäre, dass die großen Marken mit aufspringen. Dass etwa CocaCola oder Pepsi Cola Organic-Serien herausbringen. Die Menschen lieben ihre Marken und es wäre ein großer Impact, wenn diese Unternehmen ambitionierter und mutiger wären.

Natürlich wünsche ich mir auch, dass der politische Wille, die Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit zu verändern, da ist. Auf der anderen Seite hängt es von jedem Einzelnen ab, wie sich das entwickelt, da braucht die Politik gar nicht so viel zu tun.


Klima & Energie

Geförderte Beratung in allen Bundesländern

Beratungsstellen 
Klima | Wissenschaft

Der Klimabericht 2022

Zu den Fakten 
Top