Alle müssen an einem Strang ziehen.

GF Alexander Hochauer/WK Simonsfeld



Alexander Hochauer, Geschäftsführer der Windkraft Simonsfeld, ist überzeugt, dass die Windenergie einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten wird. Als Voraussetzung dafür sieht er den gemeinsamen starken Willen von Gesetzgebern, Bundesländern und Windkraftbetreibern, die Klimaziele zu erreichen. 

Eine der Voraussetzungen, damit Österreich die Klimaneutralität 2040 erreichen kann, ist der Umstieg auf erneuerbare Energie. Welchen Beitrag kann Windenergie hier leisten?
Windenergie kann einen großen Beitrag leisten. Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, den Strombedarf bis 2030 zu 100 % aus erneuerbarer Energie zu decken, dabei sollen zusätzlich 10 Terrawattstunden mit Windenergie abgedeckt werden, das wären über 20 % des Stromverbrauches in Österreich. Technische und geographische Analysen besagen, dass man sogar bis zu einem Drittel des Stromverbrauches mit Windenergie decken könnte. Daher glauben wir, dass Windkraft eine ganz zentrale Rolle spielen wird.

Sie sind sehr erfolgreich auf Expanisonskurs. Wie funktioniert Ihr Modell?
Bei uns steht die Einbindung der Bevölkerung im Mittelpunkt. Schon der Gründer der Windkraft Simonsfeld, Martin Steininger, hat vor über 20 Jahren, als er damals mit ein paar Windkraft-Pionieren das Unternehmen gegründet und damit wesentlich dazu beigetragen hat, die Windkraft in Niederösterreich zu etablieren, die Gemeinden und die Bevölkerung eng mit einbezogen. Wir planen beispielsweise offene, ehrliche und transparente Informationsveranstaltungen und versuchen dabei, alle Interessen der Gemeinden und der Einwohner*innen mit einzubeziehen. Wenn es zu einer Umsetzung kommt, ermöglichen wir den Bürger*innen, dass sie sich in Form von Anleihen beteiligen können. Unser Selbstverständnis ist weniger das einer Aktiengesellschaft als das einer Bürgerbeteiligungsgesellschaft.

Durch diesen Mix an Informationen und direkter Beteiligung haben wir in den letzten Jahren die Windkraft Simonsfeld sehr erfolgreich entwickeln können. Wir sind der Meinung, dass wir nur durch eine breite Zustimmung der Gemeinden die Akzeptanz, welche die Erneuerbaren in den nächsten Jahren brauchen, schaffen können. Uns ist es wichtig, dass die Menschen den Weg der erforderlichen Energiewende mit uns gemeinsam gehen. Wir haben jetzt insgesamt mehr als 3.500 Menschen, die sich bei uns über Aktien oder Anleihen direkt beteiligt haben. Sehr viele davon kommen aus dem regionalen Umfeld, sind schon seit Jahren unsere Begleiter und unterstützen uns sehr stark.

Die Windkraft Simonsfeld ist auf einem erfolgreichen Expanisonskurs. Glauben Sie, dass die möglichen Ziele von 10 Terrawattstunden auch praktisch erreicht werden können?
Wir glauben ganz fest daran. Das Problem beim Ausbau der Windkraft war in den letzten Jahren das, was wir in der Branche die "Stop-and-go-Politik" nennen: Wir hatten zum Teil keine gesetzlichen Grundlagen und dadurch keine Planbarkeit für unsere Projekte. Wir setzen große Hoffnungen in das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, das derzeit im Parlament behandelt und hoffentlich in den nächsten Wochen beschlossen wird. Mit diesem Gesetz soll der Klima-Fahrplan, der ja ganz klar im Regierungs-Papier steht, umgesetzt werden. Dazu braucht es einen deutlichen Ausbau der Windkraft. Das heißt in den nächsten Jahren ist es zwingend erforderlich, dass im Schnitt 120 Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 500 MW im Jahr errichtet werden sollen.

Was braucht die Energie aus Windkraft von politischer Seite konkret, um die Ausbau-Ziele erreichen zu können?
Zum einen braucht es gesetzliche Rahmenbedingungen, um die Umsetzung zu beschleunigen. Wir entwickeln Windkraftanlagen von der grünen Wiese weg bis hin zum fertigen Windrad. Diese Projektphasen sind inzwischen unglaublich lang geworden, teilweise dauert es 8 Jahre, bis es zu einer Realisierung kommt. Dieser Punkt muss sich deutlich beschleunigen, wenn wir den Klima-Fahrplan einhalten möchten. Ganz wesentlich wird sein: Wenn es das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz gibt, müssen auch die Bundesländer mitspielen und die Projekte, die es bereits gibt, genehmigen und das in einer deutlich höheren Geschwindigkeit.

Zum anderen braucht jede neue Energieform Unterstützung in Form von gesetzlichen Einspeiseregelungen. Die Windkraft ist sehr kaptialintenisiv. Wir brauchen für den Betrieb der Anlagen stabile fianzielle Rahmenbedingungen über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Nur so kann ausreichend erneuerbarer Strom produziert werden.

Generell wünschen wir uns von politischer Seite eine entschlossenere Zielsetzung. Es geht nur mit einer gemeinsamen Anstrengung von Gesetzgebung, regionaler Politik und Projektierer*innen. Wenn alle an einem Strang ziehen, dann glauben wir fest daran, dass - mit entsprechendem Anteil der Windkraft - bis 2030 100 % des Stromes aus erneuerbarer Energie kommen kann.

Welche Maßnahmen zur Treibhausgas-Reduktion haben Sie in Ihrem Unternehmen bereits umgesetzt?
Wir haben bereits 2014 ein Leuchtturm-Projekt umgesetzt, indem wir unser Bürogebäude nach den neuesten technologischen Richtlinien als Energie-Plus-Haus gebaut haben. Unsere 70 kWp Photovoltaik-Anlage versorgt uns mit Strom und unser Batterie-Speicher ermöglicht es uns, auch an nicht sonnigen Tagen unseren Elektro-Fuhrpark mit selbst produzierten Strom zu laden. Das ist für uns ein ganz zentraler Punkt, dass wir den Strom, den wir für unser Gebäude und für unsere E-Fahrzeuge benötigen, am Gebäude selber produzieren. Wir bekennen uns voll zur Energiewende, die unserer Meinung nach nur möglich ist, wenn man jede Technologie nutzt, um erneuerbare Energie zu produzieren.

Als nächsten Schritt haben wir den weiteren Ausbau unseres E-Fuhrparks geplant. Wir möchten auf jeden Fall unsere Service-Fahrzeuge, so schnell es geht, auf E-Fahrzeuge umstellen - leider gibt es derzeit keine adäquaten Fahrzeuge auf dem Markt.


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