Bundesinnungsmeister Peter Engelbrechtsmüller
Der Bundesinnungsmeister der Rauchfangkehrer, Peter Engelbrechtsmüller, hat das erste betriebsübergreifende Branchenmanagementsystem in Österreich mit aktuell knapp 300 teilnehmenden Betreiben initiiert. Er kann sich die Rauchfangkehrer in einer Schlüsselrolle beim Erreichen der Klimaziele vorstellen.
Sie haben als damaliger Landesinnungsmeister von NÖ bereits vor 10 Jahren damit begonnen, das erste betriebsübergreifende Branchenmanagmentsystem in Österreich für die Rauchfangkehrer einzuführen, an dem alle Rauchfangkehrer-Betriebe teilnehmen können. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Mit der Idee einer gemeinsamen Zertifizierung haben wir bereits viel früher gestartet, ungefähr 2002. Damals waren wir in Niederösterreich 6 Betriebe, die sich nach ISO 9000 und ISO 14000 zertifiziert haben. Aus dieser ersten Runde sind wir als Betrieb als Einziger übriggeblieben. Auf EMAS sind wir dann durch den jetzigen Nationalratspräsidenten, der damals niederösterreichischer Landesrat und auch für die Umweltagenden zuständig war, gestoßen. Er hat mich auf EMAS hingewiesen und mich angespornt, mitzumachen. Mit dem ersten Nachhaltigkeitsbericht, den wir im Zuge der EMAS Einführung gemacht haben, konnten wir den europäischen EMAS Award gewinnen und haben dadurch viel Aufmerksamkeit bekommen.
Das hat dazu geführt, das folgende Idee für mich immer konkreter wurde: Rauchfangkehren ist ein besonderes Handwerk, dessen Qualität nicht auf den ersten Blick sichtbar ist und dessen Umweltrelevanz den meisten Menschen nicht bewusst ist. Ich wollte diese umwelt- und damit auch gesellschaftsrelevante Leistung sichtbarer machen. Dafür eignen sich Umweltmanagementsysteme besonders gut. Also habe ich eine gemeinsame Zertifizierung initiiert. Bereits im Jahr 2010 wurden die ersten 16 niederösterreichischen Pilotbetriebe nach ISO 9001, ISO 14001 und der EMAS-VO zertifiziert. 2017 wurde in der landesgesetzlichen Verordnung verankert, dass jeder Betrieb in Niederösterreich ein Umweltmanagment-Zertifikat haben muss.
Hatte Ihr Engagement auch Auswirkungen auf andere Bundesländer?
Seit wir gestartet sind, haben sich auch andere Landesinnungen zum Mitmachen entschlossen. Dadurch sind - auf freiwilliger Basis - Rauchfangkehrer-Betriebe aus verschiedenen Bundesländern dazugekommen. Derzeit sieht es sogar so aus, als würde auch in weiteren Bundesländern die Verordnung kommen, dass Rauchfangkehrer-Betriebe ein Umweltmanagement-Zertifikat vorweisen müssen.
Was empfinden die teilnehmenden Betreibe als besonders hilfreich?
Hilfreich ist vor allem, dass man gegenseitig sieht, wie man sich verbessern kann. Jeder hat ein anderes Potential und findet neue Lösungsansätze, das voneinender lernen ist sicher einer der wichtigsten Aspekte, wenn man betriebsübergreifend in so einem wichtigen Bereich aktiv ist.
Von damals 16 nehmen heute fast 300 Betriebe am gemeinsamen Umweltmanagementsystem teil. Das ist eine beeindruckende Erfolgsstory.
Wir wollten die Kollegen begeistern und freuen uns sehr, dass wir das auch geschafft haben. Wichtig ist, dass man niemandem etwas vormacht, natürlich sind am Anfang Kosten mit der Einführung eines Umweltmanagementsystems verbunden. Der Erfolg lässt jedoch nicht lange auf sich warten. Wir haben beispielsweise für unser effizientes und konsequentes Engagement die EMAS Auszeichnung 2020 für die beste Umwelterklärung bekommen. Mein Stellvertreter Christian Leiner hat den Preis von Frau Minister Gewessler entgegengenommen und war schwer beeindruckt. Er selbst hat mit seinem Betrieb damals vor allem mitgemacht, um als Wiener Landesinnungsmeister ein gutes Vorbild zu sein. Jetzt sieht er immer mehr, was das für eine Wirkung nach außen hat. Schließlich baut es auch Vertrauen in den Berufsstand auf: Wenn jemand nicht nur predigt, was alles zu tun wäre, sondern bei sich selbst anfängt und konsequent umsetzt, ist das ein wichtiges Signal.
Sie arbeiten, was die Klimaziele betrifft, sowohl nach innen als auch nach außen in Richtung Kunden. Haben Sie das Gefühl, auch hier viel bewirken zu können?
Der Vorteil des Rauchfangkehrers ist, dass er unabhängig ist. Wenn wir beispielsweise empfehlen, alte Anlagen zu tauschen, dann machen wir das aus Umweltgründen und aus wirtschaftlichen Gründen für den Kunden, und nicht, weil wir eine neue Anlage verkaufen wollen oder eine Provision bekommen.
Diese Unabhängigkeit schafft Vertrauen. Wenn wir mit den Leuten ins Gespräch kommen, dann fangen sie zu denken an. Wir geben erste Anstöße und haben schon einige Aktionen durchgeführt, beispielsweise mit klimaaktiv. Im Prinzip können die Rauchfangkehrer bei der Energiewende eine Schlüsselrolle einnehmen.
Wie könnte das konkret ausschauen?
Die Rauchfangkehrer könnten einfach und unkompliziert die Überprüfung und Überwachung der Emissionen, die durch das Heizen entstehen, übernehmen. Sie sind ja sowieso vor Ort und könnten eine Überprüfung in die tägliche Arbeit integrieren. Ein Rauchfangkehrer könnte, wenn die Werte nicht stimmen, bemängeln, so wie das ja auch bei der Feuerbeschau geschieht. Danach kann der bewährte Weg eingeschlagen werden, auf dem dann die Baubehörde einen Bescheid ausstellt.
Die Energiewende wird viele Veränderungen mit sich bringen. In welche Richtung entwickelt sich das Handwerk der Rauchfangkehrer aus Ihrer Sicht?
Aus meiner Sicht und basierend auf meiner langjährigen Erfahrung werden die Rauchfangkehrer in Zukunft mehr überprüfen und beraten. Rauchfangkehrer sind beispielsweise auch für die Luftqualität in Innenräumen zuständig. Hier stehen die Luft- und Dunstleitungen im Vordergrund. Das Ziel wird sein, die Lüftungen bzw. Luftkanäle regelmäßig zu überprüfen, um auch die Luftqualität in den Räumen zu verbessern. Zusätzlich werden wir uns konsequent in Energiefragen aus- und weiterbilden. Intern schreiben wir gerade an der Zukunft mit verschiedenen Themen- und Schwerpunktbereichen, das ist sehr spannend.