Höchste Zeit, umzudenken.



Stefan Auernig sieht dringenden Handlungsbedarf.


Stefan Auernig führt sein Feinkost-Unternehmen in dritter Generation. Er sieht dringenden Handlungsbedarf im Bereich Regionalität und Nachhaltigkeit.

Sie sehen den Einsatz von erneuerbarer Energie als wesentlich für eine nachhaltige Unternehmensführung und waren einer der ersten, die sich mit E-Nutzfahrzeugen auseinandergesetzt haben. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Wir haben vor einigen Jahren ein neues Nutzfahrzeug gebraucht. Weil der Einsatz von erneuerbarer Energie unumgänglich ist, habe ich mich erkundigt, ob E-Mobilität bereits eine Möglichkeit wäre. Ich habe mich fast ein ganzes Jahr damit befasst. Letztendlich habe ich ein Modell gefunden, dass für meine Ansprüche perfekt war. Der Preis hat gepasst, die Reichweite hat gepasst und es gab attraktive Förderungen. Für uns ist das E-Nutzfahrzeug eine ideale Lösung: Durch die Stadtnähe, die dadurch bedingten kurzen Strecken oder das optimale Ein- und Ausladen. Ich würde es nicht mehr hergeben.

Denken Sie daran, ein zweites E-Nutzfahrzeug anzuschaffen?
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, mehr E-Mobilität einzusetzen. Ein zweites Nutzfahrzeug anzuschaffen ist für uns noch schwierig, weil wir vor allem in unserem Catering-Bereich viel und weit unterwegs sind und durch den Transport von Mobiliar mehr Platz brauchen. Entsprechende E-Nutzfahrzeuge gibt es schon, sie sind jedoch extrem teuer bei einer relativ geringen Reichweite. Da nützen auch die durchaus attraktiven Förderungen nicht viel, im Verhältnis zum Kaufpreis ist das für uns nicht sehr spannend, selbst wenn die Reichweiten passen würden.

Was würden Sie sich wünschen?
Ich würde mir von den Herstellern ein einfaches, funktionelles E-Nutzfahrzeug zu einem wirtschaftlich sinnvollen Preis wünschen. Man braucht bei Nutzfahrzeugen keine besondere Ausstattung, die kann durchaus auf ein Minimum beschränkt sein. Preis-Leistung muss passen, sonst wird es schwierig, mehr Nutzfahrzeuge auf die Strasse zu bringen. Für mich ist es durchaus eine Option, ein günstiges E-Nutzfahrzeug aus China einzusetzen, wenn sich bei den europäischen Herstellern nichts tut.

Was ist ihr nächster Schritt?
Wir haben letzte Woche ein E-Lastenfahrrad für den Stadtverkehr angeschafft. Mein Vater geht nächstes Jahr in Pension, möchte sich gerne bewegen und die Lieferungen mit dem Lastenfahrrad übernehmen. Zeitlich ist er damit sicher schneller als mit dem Auto, da er mit dem Lastenfahrrad jede Gasse und jeden Weg nutzen kann. Auch meine Mitarbeiter werden Fahrten übernehmen. Damit setzen wir in der Mobilität den nächsten Schritt.

Welche Themen sind für Sie noch relevant?
Bei uns im Lebensmittelbereich gibt es viele Punkte, die wichtig sind - sie fallen alle unter das Thema Nachhaltigkeit. Speziell wichtig für uns ist das Thema Regionalität. Auch wenn durch Corona das Bewusstsein der Menschen, regional zu kaufen, auf die Herkunft der Produkte zu achten usw., stark gestiegen ist, wird das wohl wieder abflauen, sobald alles wieder seinen gewohnten Lauf nimmt.

Dabei ist Regionalität und - besonders bei uns im Bereich Fleisch - nachhaltige Produktion eine wichtige Grundlage für eine Lebensmittelversorgung, die allen zugutekommt. Die Kunden bekommen gesundes hochwertiges Fleisch, die Bauern können ihren hohen Qualitätsstandards entsprechend gut wirtschaften. Das hat natürlich seinen Preis. Aber auch der ist erschwinglich. Bei der jungen Generation kommt das bereits an, die sagen, sie essen lieber weniger Fleisch dafür aber in guter Qualität.

Das Wort "Qualität" steht immer im Zentrum. Billigfleisch kann keine gute Qualität haben. Unser Ziel ist, das Kunden, die bei uns kaufen, merken, dass sie eine ausgezeichnete Qualität bekommen. Wir erzählen, wie unsere Bauern arbeiten, wir erklären, wieviel mehr Aufwand es bedeutet, das Fleisch hochwertig ist. Kunden, die kommen, spüren das. Die Herausforderung besteht darin, Kunden ins Geschäft zu bekommen. Hier haben wir noch viel vor.


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