Ebster Bau gilt als besonders innovatives Bauunternehmen und hat sich schon früh mit Ressourcenschonung, Energieeffizienz und dem Einsatz erneuerbarer Energie auseinandergesetzt. Einer der Schwerpunkte dabei war die Unternehmens-Mobilität.
Sie haben in Ihrem Unternehmen mit dem Thema emissionsfreie Mobilität schon sehr früh angefangen.
Das stimmt. Es standen damals gar nicht die ökologischen Gründe im Vordergrund, sondern die Neugier auf eine neue Technologie. Wir wollten auch hier vorne dabei sein und früh genug Erfahrungen sammeln. Deshalb habe ich mir vor knapp vier Jahren einen Tesla gekauft, das damals einzige Auto mit einer für meinen Geschäftsalltag ausreichenden Reichweite. Der Preis hat mich abgeschreckt und um ihn für mich zu rechtfertigen habe ich einen Teil der Kosten aus unserem Forschungstopf "genommen".
Rückblickend war das eine sehr gute Entscheidung und im Laufe der Jahre haben wir unterschiedlichste kleine bis große E-Fahrzeuge im Betrieb eingesetzt. Jetzt haben wir vier Jahre Erfahrung mit E-Mobilität. Wir wissen was funktioniert und wie es funktioniert und haben uns damit auf den Sprung vorbereitet, der in den nächsten zwei bis drei Jahren passieren wird: Dem breiten Einsatz der E-Mobilität in der Mittelklasse. Für uns als Bauunternehmen bedeutet das wertvolles Know-how für die sinnvolle Integration von Ladeinfrastrukturen in Bauprojekten.
Nach wie vor Probleme haben wir allerdings bei den täglichen Fahrten zu den Baustellen. Von der Lösung dieser Herausforderung ist das aktuelle Produktangebot noch weit weg. Hier passen weder die Reichweiten noch das Platzangebot für unseren Bedarf von durchschnittlich 6 bis 9 Mitarbeiter beim Mannschaftstransport. Praktikable Modelle in diesem Segment wären für uns dringend notwendig und ein echter Quantensprung.
Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre gesetzt?
Unser nächster Schritt ist, dass die Bauleitung mit E-Fahrzeugen ausgerüstet wird, anschließend kümmern wir uns um den Mannschaftstransport und das Laden auf den Baustellen. Parallel dazu werden wir darüber diskutieren, wie man damit umgeht, wenn die Mitarbeiter daheim laden. Es kommen einige Herausforderungen auf uns zu, aber wir sind dazu da, sie konstruktiv zu lösen. Es gibt einfach keine Zeit mehr zu verlieren.
Inwiefern fließt Ihr Innovationsanspruch bei Energieeinsatz und moderner Mobilität auch in Ihre Bauprojekte ein?
Bei unseren Kunden sind wir in den Planungsprozess nicht eingebunden, wir sind hauptsächlich ausführend. Wenn wir jedoch gefragt werden bringen wir unsere Erfahrungen gerne ein. Bei unseren eigenen Projekten als Immobilienentwickler setzen wir aktuell jene Komponenten bereits konsequent um, die wirtschaftlich leistbar sind und vom Kunden angenommen werden. Zusätzlich ist es uns auch wichtig, Komponenten zur Verfügung zu stellen bzw. vorzubereiten, die unserer Erfahrung nach zeitnah gebraucht werden, dem Kunden aber vielleicht noch nicht so bewusst sind: Die Vorbereitung für ein Ladesystem in Tiefgaragen oder einer Ladeinfrastruktur bei Besucherparkplätzen. Bei größeren Einheiten sind derartige Überlegungen inzwischen State-of-the-Art.
Bei Ihrem eigenen Firmengebäude haben Sie besonders viele Ihrer Ideen umgesetzt.
Ja. Unser Ziel war, besonders ressourcenschonend und energieeffizient zu bauen. Mit einem innovativen Planer haben wir vier oder fünf Parameter definiert, mit denen wir ganz rational umgegangen sind, z.B. mit Überwärmung. Da wir als neue Sparte auch Holzbau anbieten haben wir für die Erweiterung unseres Firmengebäudes Holzbau gewählt und wollten an uns selber ein Exempel statuieren.
Es ist uns gelungen. Durch den Einsatz von Mikrobauteilaktivierung (Estrich) haben wir im Sommer eine effiziente Flächenkühlung und konnten auf die nicht unbedingt gesundheitsfördernden Klimadecken oder Splitgeräte verzichten. Die Vordächer, die jetzt ein schönes Feng Shui ergeben, waren notwendig, um der sommerlichen Überwärmung entgegenzuwirken. Wir haben hier einen steilen Lichteinfall, mit den Vordächern heben wir den zu 100% auf. Unsere Jalousien sind daher nur Blendschutz in den Übergangszeiten. Wir haben auch bei den Fenstern und Türen neue Akzente gesetzt: Große Öffnungen gehen bei uns nach Norden und Nordosten, kleine Schießscharten-Öffnungen mit wunderbarem Bergblick nach vorne auf die "schöne" Seite.
Wir sind stolz auf das Ergebnis: Die Mitarbeiter fühlen sich wohl, angenehmes Arbeiten ist das ganze Jahr über möglich und den Energieeinsatz haben wir um 60 % reduziert.
Was hat Sie veranlasst, diesen aufwändigen Weg zu gehen?
Wir wollen immer vorne sein, wir wollen querdenken, wir wollen Lösungen schaffen. Wir tun uns schwer mit den verschiedenen Standards oder Empfehlungen für unsere Branche. Jeder rechnet ein bisschen anders, hat andere Schwerpunkte, wie sollen wir das den Kunden erklären? Da ist es sinnvoller, wir setzen eigene hohe Standards und sagen dem Kunden, er bekommt ein "Ebster-Haus".
Sie arbeiten gerade an einem Strategie-Prozess. Welche Schwerpunkte haben Sie gesetzt?
Ein Schwerpunkt unseres Strategie-Prozesses ist der Aufbau einer fundierten Datenbank. Wir katalogisieren beispielsweise die kWh-Werte pro Quadratmeter, sodass wir dann schauen können, wo es ein Verbesserungspotential gibt, welche Maßnahmen besonders gut wirken usw. Wir haben die Datenerhebung in den letzten Jahrzehnten, in denen wir immer gut und hochwertig gebaut haben, vernachlässigt, sodass wir den Verbesserungsprozess nicht darstellen können. Das ist schade.
Ein zweiter Schwerpunkt unseres Strategie-Prozesses ist die Einbeziehung aller Mitarbeiter in das Thema Ressourcenschonung. Wir wollen ein Leitbild entwickeln, an das sich alle halten sollen und wollen jeden einzelnen unserer Mitarbeiter auf unserem innovativen Weg mitnehmen.
Was sehen Sie, wenn Sie nach vorne blicken?
In den nächsten 20 Jahren wird das alles zur Selbstverständlichkeit werden. Die im wahrsten Sinne des Wortes "fossilen" Persönlichkeiten sterben aus.